Toxische Beziehung: Woran erkennt man toxische Menschen?

Zunächst war in eurer Beziehung alles traumhaft, die Welt rosarot und überhaupt alles harmonisch. Du dachtest, du hättest endlich die perfekte Person gefunden, mit der du gemeinsam alt werden möchtest. 

Doch auf einmal wird dir bewusst, dass eure Beziehung nicht das ist, was du dachtest. Stattdessen kostet sie dich immer mehr Energie und du fühlst dich gefangen inmitten von ewigen Streits, emotionaler Erpressung und täglichen Machtspielen.

Einen toxischen Menschen als Partner*in zu haben, ist Gift für dich. Es macht dich auf Dauer unglücklich, kraftlos und schadet deiner mentalen Gesundheit. Du findest toxische Beziehungen aber nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch im Freundeskreis, auf der Arbeit oder in der Familie. 

Doch woran genau erkennst du toxische Menschen? Was sind erste Anzeichen, die für eine toxische Beziehung sprechen? Und was kannst du machen, wenn du toxisches Verhalten entdeckst?

Was ist eine toxische Beziehung?

Wie genau lassen sich überhaupt toxische Beziehungen definieren?

Das ist gar nicht so einfach, da sie sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. In diesem Artikel fassen wir dir trotzdem verschiedene Warnzeichen oder Red Flags für toxische Menschen zusammen. 

Was jedoch feststeht, ist, dass eine Beziehung mit einem toxischen Menschen dich traurig, unzufrieden und oft auch unsicher werden lässt.

Es gibt bestimmte Verhaltensmuster, die charakteristisch für diese Art der ungesunden Beziehung sind und langfristig Leid sowie ein verringertes Selbstwertgefühl verursachen.

Der Start ins Unglück: Love Bombing

Meist beginnt die toxische Liebe ganz wundervoll und ist fast zu schön, um wahr zu sein. Das liegt am sogenannten Love Bombing in der Kennenlernphase.

Dabei verspricht dir dein*e Partner*in den Himmel auf Erden, liest dir die Wünsche von den Lippen ab und überhäuft dich regelrecht mit Liebe und Aufmerksamkeit.

Doch dieses scheinbare Glück hält leider nicht lange an und das Love Bombing ist nur eine weitere Manipulationstaktik der toxischen Person. Nachdem der toxische Mensch durch diese erste Hochphase das Gefühl hat, dich sicher an sich gebunden zu haben, zeigt er sein wahres Gesicht.

Das Gift in der Beziehung: Manipulation

Jetzt beginnt dieser Mensch mit seinen toxischen Verhaltensweisen, die die Beziehung langsam vergiften.

Zum Alltag gehören ab sofort viele Techniken wie Manipulation, direkte oder unterschwellige Kritik, Vorwürfe und Schuldzuweisungen. 

Die toxische Person hat in vielen Fällen auch eine narzisstische Veranlagung, die wir beispielsweise an Charakterzügen wie fehlender Empathie, Egoismus oder Kontrollsucht erkennen. Sie findet Verhaltensweisen, um ihre*n Partner*in zu erniedrigen. Das Verdrehen von Tatsachen, Beleidigungen oder Ignorieren gehören oft zur Tagesordnung.

Ein ewiges Hin und Her

Die andere Person gibt meist nicht auf und bleibt weiter in dieser Beziehung, da sie an eine funktionierende Partnerschaft wie am Anfang hofft.

Warum aber? Weil sie denkt, dass sie selbst allein die Ursache ist, warum die Beziehung nicht funktioniert. Sie denkt, sie macht alles falsch und muss sich nur ändern, damit alles gut wird.

Durch das toxische Verhalten von einer Person in der Partnerschaft entwickelt die davon betroffene Person psychische und oft auch physische Probleme. Eine toxische Beziehung kann beispielsweise körperliche Schmerzen auslösen, Unsicherheiten sowie emotionalen Stress verstärken und ein extremes Schuldgefühl verursachen. 

Diese Schwächen werden oft ausgenutzt, indem das Gegenüber zunächst weiter klein gemacht bzw. gehalten wird, um es dann durch eine liebevolle Geste oder Anerkennung wieder an sich zu binden.

Diese konstante Manipulation zieht sich durch die gesamte Beziehung. Oft dauert es lange, bis die gesunde Person merkt, dass sie in einer toxischen Beziehung ist. 

Red Flags: 9 Anzeichen, um toxische Beziehungen zu erkennen

Was sind also genaue Warnzeichen für toxische Menschen, fragst du dich jetzt sicherlich. Wir haben dir neun Red Flags zusammengefasst, damit du typische Verhaltensweisen in toxischen Beziehungen besser erkennen kannst. 

Allgemein gilt: Sei ehrlich zu dir selbst, horche in dich hinein und höre auf dein Bauchgefühl. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann ist es auch nicht gut. Rede dir nichts schön, was nicht schön ist! 

1. Unberechenbare Stimmungen

In toxischen Beziehungen bestimmt ein Gefühl die gesamte Partnerschaft: Du weißt nie genau, woran du heute bist und wie dein*e Partner*in sich verhalten wird. 

Die toxische Person ist meist unberechenbar und lebt in Extremen. Sie findet selten eine neutrale Mitte, sondern verhält sich entweder extrem positiv oder extrem negativ. In einem Moment erhältst du Komplimente und sie trägt dich auf Händen, im anderen kommen Vorwürfe, Unterstellungen und unkontrollierte Wutausbrüche scheinbar aus dem Nichts. 

Du leidest an diesem Auf und Ab der Gefühle und konzentrierst dich meist (unbewusst) auf die wenigen schönen Momente, um die extrem Boshaften zu „vergessen“. 

2. Bewusste Manipulation

Der toxische Mensch weiß um deine Schwächen und nutzt sie schamlos zu seinem Vorteil aus. Dies kann im Streit passieren, aber auch im normalen Alltag, wo er regelmäßig versucht, dich auf deine „Fehler“ und deine scheinbare „Unfähigkeit“ hinzuweisen.

Er verlangt von dir stets ein „gutes Verhalten“ und entzieht dir Liebe und Zuneigung, wenn du seine Erwartungen nicht erfüllst. Dadurch machst du immer wieder alles, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.

Durch diese ständige Manipulation erreicht die toxische Person, dass du meist resigniert klein beigibst, nur um dich geliebt und geborgen zu fühlen und eure Beziehung zu retten.

3. Grundlose Schuldzuweisungen

Typisch für toxische Beziehungen sind auch die stetigen Schuldzuweisungen. Der toxische Mensch besitzt kaum oder gar kein Schuldbewusstsein. Stattdessen fordert er das Schuldeingeständnis stets bei der anderen Person ein.

Fehler und Probleme sind für ihn alleinige Verantwortung des Gegenübers und daher kommt es zu Anschuldigungen, die weder Hand noch Fuß haben. Dafür verdrehen sie sogar die Tatsachen so sehr, dass sie oft kaum noch Sinn ergeben. 

Das Ziel aller Aussagen ist jedoch klar: Du bist an allem schuld. Dadurch, dass du dies so oft hörst, glaubst du es irgendwann selbst und fühlst dich verantwortlich dafür, dass eure Beziehung nicht so läuft, wie du es dir sehnlichst wünschst.

4. Verdrehte Wahrheiten

Toxische Personen verstricken sich in ein wirres Netz aus Lügen, Behauptungen, Schuldzuweisungen und emotionaler Erpressung. Sie geben dir damit konstant das Gefühl, nicht gut genug für sie zu sein.

Warum machen sie das? Um ihre eigene Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit zu verbergen und selbst besser dazustehen. Sie fokussieren sich viel lieber darauf, was du alles falsch machst. Das geht bis zu dem Punkt, an dem du selbst an dir zweifelst und nicht mehr weißt, was richtig ist.

Sie glauben diese verdrehten Wahrheiten oft selbst, was es schwer macht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Außerdem fängst du immer wieder an, Situationen zu überdenken, ob du nicht doch falsch lagst.

5. Versuch der Isolation

Charakteristisch in vielen toxischen Beziehungen ist auch, dass die Person dich ganz für sich allein haben will. Dafür versucht er mit allen Mitteln, dich von deinem Freundeskreis und deiner Familie zu isolieren und fernzuhalten.

Die toxische Person hat kein wirkliches Interesse an diesen anderen Menschen, sondern ist auf sie sogar oft eifersüchtig. Sie kritisiert diese daher lieber oder redet schlecht über sie. Prinzipiell hat ein toxischer Mensch an fast jedem etwas auszusetzen, außer an sich selbst.

Sein Ziel ist es, dass er die wichtigste Person in deinem Leben wird. Nur so hat er genug Einfluss auf dich und macht dich gewissermaßen „abhängig“ von ihm.

6. Boshafte Kommunikation

Eine weitere Taktik einer toxischen Person ist die Anwendung von boshafter Kommunikation. Unterschwellig wird dir mitgeteilt, was alles nicht richtig an dir ist. Gerne nutzen toxische Menschen dafür auch scheinbare Komplimente, die mehr Kritik als Lob enthalten.

Einige Beispiele sind: „Dafür, dass du sonst nicht kochst, ist das sogar ganz gut”, „Wenn du dich immer so verhalten würdest, dann wäre alles viel besser“ oder „Die zahlen dir ja ein extrem gutes Gehalt für das bisschen, was du da machst“.

Auch im normalen Gespräch geht die Tendenz oft dahin, dass viele kleine Giftpfeile in deine Richtung geschossen werden. Boshaftigkeit in der Kommunikation ist eines von vielen Anzeichen einer toxischen Beziehung.

7. Emotionaler Stress

Wenn du in einer toxischen Beziehung steckst, dann wirst du merken, wie der ständige emotionale Stress durch all die Dinge wie Machtspiele, Manipulation, Diskussion, Erniedrigung usw. bei dir langsam körperliche und seelische Spuren hinterlässt.

Vielleicht schläfst du schlechter, bist nervöser, fühlst dich nur noch angespannt und kraftlos. Dein gesamtes Wesen kann sich verändern, sodass du dich oft immer mehr zurückziehst, keinen Sinn mehr im Leben siehst oder dich unfähig fühlst.

Eine toxische Beziehung zerstört dein Selbstwertgefühl immer mehr und lässt dich mit einer negativen Einstellung zu dir selbst zurück. Du lernst, deine wahren Gefühle zu verbergen, verteidigst oft die toxische Person vor anderen Menschen und bist überzeugt davon, selbst im Unrecht zu sein.

8. Egoismus und Missgunst

Eine toxische Person liebt vor allem einen Menschen auf der Welt: sich selbst. Sie steht gerne im Mittelpunkt und benötigt konstante Aufmerksamkeit. Bei Kritik reagiert sie extrem empfindlich und statt diese zu akzeptieren oder zu hinterfragen, geht sie lieber in den Gegenangriff über.

Auch fällt es toxischen Menschen schwer, sich für dich und deine Erfolge zu freuen. Stattdessen versuchen sie ihnen weniger Beachtung zu schenken, denn viel lieber hören sie sich selbst reden. Für sie zählen ausschließlich die eigenen Erfolge, Meinungen und Einstellungen. Das führt zu einer enormen Einseitigkeit in der Beziehung.

Gerne bauschen sie auch ihr Ego zusätzlich dadurch auf, dass sie erwähnen, was für wichtige Arbeit sie leisten, dass sie wichtige Leute kennen oder versuchen, Andere mit ihrem Wissen zu beeindrucken. 

9. Ausgeprägte Abhängigkeit

Eine wichtige Red Flag ist die Abhängigkeit, die in einer toxischen Beziehung entsteht. Du achtest auf jedes Detail, jede Geste und jede Stimmungsschwankung des toxischen Menschen und versuchst eine Eskalation zu vermeiden und alles in deinem Leben dreht sich nur noch um ihn.

Du bleibst bei ihm, weil du hoffst, dass alles wie früher wird und es damals ja so schön war. Dabei fühlst du dich gleichzeitig einsam und schlecht. Du verschließt oft die Augen vor den vielen schlimmen Phasen und hältst an den wenigen positiven Momenten fest. 

Als betroffener Teil von einer toxischen Partnerschaft tolerierst du vieles und versucht oft den Frieden wiederherzustellen oder die Situation zu entspannen. Dabei setzt du keine Grenzen mehr für dich selbst, sondern erträgst vieles, was du früher niemals akzeptiert hättest.

Was tun bei einer toxischen Beziehung?

Vor allem eins ist wichtig: Werde dir bewusst, dass du dich in einer toxischen Beziehung befindest oder befandest und nicht schuld daran bist! Je länger du mit diesem toxischen Menschen zusammen bist oder warst, desto mehr wird deine mentale Gesundheit darunter leiden.

Du bist noch in einer toxischen Beziehung

Öffne dich anderen und spreche über deine Sorgen mit einer Vertrauensperson. Auch professionelle Hilfe kannst du gerne in Anspruch nehmen. Durch das Gespräch mit einer neutralen Person erhältst du einen besseren Blick auf deine Beziehung und kannst deine nächsten Schritte überlegen.

Einigen Betroffenen hilft es auch, die negativen Momente in ein Notizbuch aufzuschreiben oder Pro- und Contra-Listen zu erstellen. Dadurch kannst du sehen, was für dich in der Beziehung unerträglich ist, nicht funktioniert und dich auf Dauer unglücklich macht.

Sicherlich denkst du auch, dass du deine Beziehung retten kannst. In einigen (wenigen) Fällen ist dies möglich, aber nur wenn beide daran arbeiten wollen. Vor allem die toxischen Partner*innen müssen bereit sein, wirklich an der Beziehung und auch an sich selbst zu arbeiten. 

Suche ein klärendes Gespräch, bespreche die Probleme und schlage eine Paartherapie vor. Nur wenn die toxische Person aus freien Stücken akzeptiert, eine gemeinsame Therapie zu machen, um das toxische Verhalten zu beheben, besteht für euch eine Chance. Achte darauf, dir nicht schönzureden, was er oder sie dir sagt oder verspricht.

Du beendest eine toxische Beziehung

Du hast die Entscheidung getroffen, den toxischen Menschen für immer aus deinem Leben zu entfernen. Um an diesen Punkt zu gelangen, hast du sicher sehr viel Mut gebraucht und es hat dich einiges an Überwindung gekostet. 

Jetzt ist wichtig, konsequent zu bleiben und der Person klar und deutlich deine Entscheidung mitzuteilen. Nimm ihm jegliche Hoffnung, dass ihr noch eine Chance habt. Dadurch reduzierst du die Gefahr, dass er dich weiter bedrängt oder du erneut „schwach“ wirst. 

Suche dir in dieser Zeit sehr viel Rückhalt und Unterstützung bei Freund*innen und Familie. Blockiere deine*n Ex-Partner*in auf deinem Telefon und in deinen sozialen Netzwerken.

Versuche auch aus der toxischen Beziehung zu lernen und erkenne, was wirklich wichtig ist für eine glückliche Beziehung.

Scheue dich nicht, das Erlebte mithilfe einer Therapie besser zu verarbeiten! Lerne dich selbst wieder zu lieben und zu respektieren. Und vor allem: Gib dir Zeit, um wieder zurück zu dir selbst zu finden.

Selbsttest: Bin ich in einer toxischen Beziehung?

Fragst du dich jetzt. ob du dich in einer toxischen Beziehung befindest? Dann prüfe, ob du dich oder deine*n Partner*in in diesen Punkten des Tests wiederfindest:

  1. Hast du das Gefühl, du bist nie genug oder es reicht nie, was du machst?
  2. Wartest du vergeblich auf Entschuldigungen, wenn dein*e Partner*in dich verletzt?
  3. Leidest du sehr darunter, dass du immer schuld bist?
  4. Schwankst du emotional zwischen totalem Vertrauen und tiefem Entsetzen?
  5. Fühlst du dich zunehmend müder, trauriger und kraftloser?
  6. Isoliert dieser Mensch dich von Freundeskreis und Familie?
  7. Schafft es die Person immer wieder, dass du ihr mehr glaubst als dir selbst und dass du ihr Recht gibst, nur damit der Druck aufhört?
  8. Hast du dich für Sachen entschuldigt, obwohl du sie nicht getan oder gesagt hast, nur um den Frieden in der Beziehung zu bewahren?

Wenn du mehr als drei Fragen mit „Ja“ beantwortest, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass du dich in einer toxischen Beziehung befindest. Suche Hilfe auf und spreche mit einer Vertrauensperson.

Quellen:

“Toxische Beziehung: Wie wir die Liebe wieder ins Gleichgewicht bringen – oder hinter uns lassen” von Psychologie Heute 11/2020

„Am Ende war ich nur noch ein Nichts“ von Tami Holderried: https://www.jetzt.de/liebe-und-beziehung/toxische-beziehungen

“Toxische Liebe: Wenn die Beziehung zur Falle wird” von Stefanie Maeck: https://www.spiegel.de/partnerschaft/toxische-beziehungen-wenn-die-liebe-vergiftet-ist-a-00000000-0002-0001-0000-000175091213

“Toxische Menschen – und wie sie ihre Umgebung vergiften” von Helga Boschitz: https://www.apomio.de/blog/artikel/toxische-menschen-und-wie-sie-ihre-umgebung-vergiften

“8 Zeichen, an denen du emotionalen Missbrauch in der Beziehung erkennst” von Tanja Grundmann: http://beziehung-in-balance.de/8-zeichen-an-denen-du-emotionalen-missbrauch-in-der-beziehung-erkennst/

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